Zusammenfassung
Die Ethik kommunaler Sorge verlangt einen Paradigmenwechsel des Zugangs, da im Gegensatz zur Ethik in Medizin und Pflege bzw. im Krankenhaus, im Pflegeheim und in der ambulanten Versorgung nicht die Institutionen den wesentlichen Hintergrund bilden, sondern die alltäglichen Lebens- und Beziehungszusammenhänge von Menschen. In den Vordergrund treten nicht pflege- oder medizinethische Fragen, die Versorger spielen eine relative Rolle, sondern umgekehrt stehen Alltag und Sorgebedürftigkeit, in die medizinische und pflegerische Aspekte hereinspielen, im Zentrum. Einem solchen alltagsnahen Netzwerkcharakter des ethischen Blicks und der konkreten ethischen Spannungsfelder muss Rechnung getragen werden. Was sind also die Grundlagen für eine kommunale Ethik? Wie können ethische Fragen in der Kommune angegangen werden? Es kristallisieren sich Konturen einer Ethik heraus, die im Paradigma einer präventiven und ressourcenorientierten Gesundheitsförderung bzw. eines Public Health Zugangs liegen. Ethische Fragen und Spannungsfelder existieren im offenen Feld des „dritten Sozialraums“, nicht „an sich“. Sie müssen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Eine „community“ ist ein fluides Beziehungsgewebe in unscharfen lebensweltlich „gefühlten“ Räumen. Entsprechend stellen sich Akteur*innen, die sich in der Entwicklung von kommunaler Sorge engagieren, ethische Fragen ihrerseits als komplexes „Gewebe“ von Spannungsfeldern dar. Einige Züge dieses Spannungs-Gewebes zu erhellen, ist Ziel dieses Beitrags, der schließlich Bearbeitungsmöglichkeiten des organisierten ethischen Gesprächs im kommunalen Setting vorstellt.
Schuchter P., Wegleitner K., Heller A. (2021) Ethik in der kommunalen Sorge: Lebenskunst und ethische Spannungsfelder. In: Riedel A., Lehmeyer S. (eds) Ethik im Gesundheitswesen. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_59-1
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