Ethik und Politik
Eine sorgende Gesellschaft erfordert Räume und Orte, um über die Bedingungen guten Lebens im Alter nachzudenken und um eine gerechte und demokratische Organisation von Care zu ringen (Tronto 2013). Dabei ist es unabdingbar, die existentiellen Fragen des Altwerdens, der Sorge und des Sterbens hinsichtlich ihrer politischen Bedingtheiten zu reflektieren und Fragen der Systemveränderung von Sorgestrukturen zu diskutieren.
Wie müssen beispielsweise Sorgestrukturen gestaltet sein, um neue Wohnformen und die Realisierung relationaler Autonomie zu fördern? Wie unterscheiden sich ethische Konversationen und Entscheidungen in medizinethischen Akutsituationen von Fragen nach dem guten Leben im Alter(n), auch in Verletzlichkeit oder Krankheit? Welche Beiträge können die Lebens- und Sorgeweisheiten älterer Menschen für angemessene gesellschaftliche Umgänge mit Altern und Care leisten? Inwieweit sind in die Organisation von Care bestimmte Formen anthropologischer und ethischer Reduktionismen und intersektioneller Ungerechtigkeitsmuster eingeschrieben?
In unseren Forschungen und Publikationen zu Kommunaler Ethik, zu Care Ethik, zu Migration und Altern, zu gesellschaftlichen Alternsbildern sowie Leben und Wohnen im Alter versuchen wir daher, medizinethische Praxen, sozialethische Muster wie auch politische Bedingungen zu dekonstruieren, um daraus ein neues Zueinander einer alltagsorientierten Sorge-Ethik und der erforderlichen politischen Rahmenbedingungen abzuleiten.