Health & Medical Humanities & Narrative Medizin
Die Health / Medical Humanities sind ein interdisziplinäres Feld, das sich an der Schnittstelle von kunst-, sozial- und geisteswissenschaftlichen zu gesundheitswissenschaftlichen und medizinischen Theoriebildungen verorten lässt. Gesundheit und Krankheit werden nicht als rein klinisch-medizinisch zu definierende Kategorien oder binäre Gegensätze verstanden, sondern beispielsweise – auch geprägt durch die Linse der Disability Studies - in ihrer Komplexität wahrgenommen. Besondere Bedeutung wird den soziokulturellen Dimensionen von Gesundheit und Krankheit zugemessen: sie werden aus kritisch-konstruktivistischer Perspektive vor allem als Teil kultureller Praxis betrachtet.
Für die Analyse der den verschiedenen Konzepten zugrundeliegenden Epistemologien und die Untersuchung der Wechselwirkungen von medizinischen / gesundheitswissenschaftlichen Formen der Wissensproduktion, soziopolitischen Rahmenbedingungen und kulturellen Repräsentationen (Literatur und Kunst, Film, Theater, Medien) spielen sowohl kollektive Vorstellungen (social imaginaries, Dispositive) als auch individuelle Wahrnehmungen und deren narrative Aushandlung eine große Rolle.
Die Forscher:innen des CIRAC befassen sich auf Basis literatur-, kunst-, kultur-, medien-, sozialwissenschaftlicher sowie philosophischer Ansätze mit der intersektionalen Analyse von Konzepten wie Gesundheit und Krankheit, Care und Care-Kulturen, Alter, Behinderung und der Politik des Körpers. Fragen von hegemonialer Macht (auch Biopolitik im Sinne Foucault’scher Ansätze) und sozialer Gerechtigkeit finden in den Untersuchungen der verschiedenen Epistemologien ebenso Beachtung wie queer-feministische, care-ethische und medizinethische Zugänge.
Konkret arbeiten Forscher:innen am CIRAC derzeit an verschiedenen Projekten zur Wahrnehmung, Darstellung und Gestaltung von Vulnerabilität und Resilienz, Frailty, Demenz, Palliative Care, Langzeitpflege sowie Sterben, Tod und Trauer, aber auch zu Krankheitsnarrativen („Illness Pathographies“) und den Repräsentationen des Gesundheitswesens wie etwa im Rahmen von Altersheimerzählungen oder der Darstellung von Ärzten und Ärztinnen in Film und Literatur.
Die Narrative Medizin ermöglicht Praktiker:innen und Forschenden, ihr Methodenrepertoire um Erfahrungen und Einsichten der Geisteswissenschaften zu erweitern. Damit sollen Praxis und Strukturen des Gesundheitswesens besser auf Individuen und deren persönliche Erfahrungen, Lebenslagen und Erzählweisen angepasst.
Zu unseren Kooperationspartnern zählen das Deutsche Netzwerk für Narrative Medizin und das Forschungszentrum Medical Humanities Innsbruck.
Aktuelle Forschungsprojekte
Die Rolle philosophischer Reflexion in der Entwicklung von Sorgekultur und Sterbewissen (FWF)